Eine Vierer-WG mitten im Szene-Viertel. Altbau, Stuck, freundliche Dielen, relativ geräumige Zimmer. Im Gemeinschaftszimmer auf der zerfetzten Couch sitzt sie nun, die Jury: Tim, Stefanie und Valerie beäugen kritisch die Person auf dem Stuhl gegenüber. Nachdem sie mit den letzten beiden Mitbewohnern solche Schwierigkeiten hatten, wollen sie nun richtig ordentlich vorgehen. Es ist wie bei einem Assessmentcenter oder auch bei einem Casting.
Von jedem Kandidaten, der in den nächsten paar Wochen auf dem Stuhl sitzt machen sie ein Foto. Bei einem Glas Saft darf er von seinen bisherigen WG-Erfahrungen erzählen, die Gründe warum er eine neue WG sucht. Ob er gerne abwäscht, wie lange er im Bad braucht und ob er Vegetarier ist. Hier wird alles durchgecheckt. Und dann kommt die alles entscheidende Frage, wie beim Vorstellungsgespräch: Warum sollen wir gerade dich nehmen?

— Bei einem WG-Casting muss man sich auf viele gefasst machen. Die Wohnsituation in vielen Städten macht so etwas leider nötig: Viele WGs können sich eben ganz genau aussuchen, welche Nase ihnen passt und welche nicht. Dabei ist es ja nicht so, dass eine genaue Auswahl sinnvoll ist: Schließlich muss die Chemie ja stimmen. Aber lässt sich das nicht viel besser bei einem gemütlichen Bierchen in der Eckkneipe feststellen, als beim stundenlangen Casting? Wie dem auch sei, ist man gerade in der dringlichen Situation so schnell wie möglich ein Zimmer zu finden, macht man fast alles mit. Und nach ein paar Malen ist man dann vielleicht auch auf alle eventuellen Fangfragen vorbereitet: Was machst du wenn der GEZ-Mann klingelt? Hast du einen Putzfimmel? Und was ist mit Fußpilz?
Wenn man es dann geschafft hat, bleibt nur noch eine Frage: Will ich mit solchen Leuten überhaupt zusammen wohnen?