Heidelberg/München/Berlin – Für Mathematiker wie Dominic Edelmann gibt es kein kommt-drauf-an, kein teils-teils. Sie interessiert nur eine Frage: richtig oder falsch? Genau das hat Edelmann am Mathe-Studium asziniert.

Das ist inzwischen sechs Jahre her. Heute arbeitet Dominic Edelmann als Biostatistiker für das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg und ist Doktor der Mathematik.

«Das Mathematik-Studium verleiht einem die Fähigkeit, etwas beweisen zu können und logisch zu analysieren. In anderen Wissenschaften ist das nicht so», sagt der 31-Jährige. Wer glaubt, dass Studenten der Mathematik echte Kopfrechenprofis sind, liegt allerdings falsch: «Im Studium haben wir hauptsächlich mit vier Zahlen gearbeitet: 0, 1, Pi, e. Eine 7 beispielsweise begegnet einem da selten.»

Mathematik-Studenten brauchen Frustrationstoleranz, Grundfertigkeiten im logischen Denken und die Fähigkeit, sich auf neue Welten und Konzepte einzulassen.

«In der Mathematik ist es normal, dass man Dinge nicht von Anfang an versteht und sich erst einmal durch Definitionen und Beweise durchbeißen muss», sagt Prof. Jürgen Richter-Gebert vom Lehrstuhl für Geometrie und Visualisierung der Technischen Universität München.

Die Jobchancen sind weit gestreut. Mathe-Absolventen können in Schulen, Banken, Versicherungen, Beratungsfirmen, in der IT oder in der Forschung arbeiten. Dominic Edelmann hat nach seinem Abschluss innerhalb weniger Wochen eine Stelle gefunden. Das sei keine Ausnahme, sagt Prof. Richter-Gebert.

Vollzeitbeschäftigte Bachelor-Absolventen der Fachhochschulen verdienen nach einem Studium der Mathe- oder Naturwissenschaften im Schnitt 35 100 Euro brutto pro Jahr. Das zeigt eine
Absolventenstudie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung.

Ein Masterabschluss bringt demnach 40 200 Euro pro Jahr. Bachelor- und Master-Absolventen von der Uni bekommen im ersten Job mit 30 200 und 38 500 Euro etwas weniger.

Unabhängig von der Hochschulart bringen Mathe-Studenten bestimmte Soft Skills mit, die für Arbeitgeber sehr interessant sind. Dazu gehört die Kompetenz, den Dingen auf den Grund zu gehen und strukturiert an Probleme herangehen zu können, so die Studienberatung der Technischen Universität Berlin.

Das ermöglicht es ihnen, sich schnell und effizient in unbekannte Themen einzuarbeiten. Auch Team- und Kommunikationsfähigkeit würden im Studium gefördert.

Das klingt nicht gerade nach dem Stereotyp vom nerdigen Einzelgänger am Computer. Den gebe es unter Mathe-Studenten auch nur selten, sagt Dominic Edelmann. «Wenn ich auf einer Party erzählt habe, was ich studiere, dann bin ich da ab und zu auf solche Vorurteile gestoßen», erzählt er. «Es gibt aber auch viele Menschen, die einfach die philosophische Seite der Mathematik sehen und anerkennen.»

Diese philosophische Seite erklärt Jürgen Richter-Gebert: «Man lernt etwas über die Schönheit und Klarheit eines Begriffsgebäudes. Viele Dinge in der Mathematik passen unglaublich gut zusammen und sind von großer innerer Ästhetik.»

Wer sich mit Mathe auseinandersetzt, lerne auch sehr viel über sich selbst. «Zum Beispiel, dass man manchmal durchhalten muss und nicht bei der kleinsten Schwierigkeit aufgeben darf. Und das braucht man überall im Leben.»

Fotocredits: Karolin Krämer,Karolin Krämer,Karolin Krämer,Andreas Heddergott
(dpa/tmn)

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