Berlin – Wer im Internet nach Stipendien sucht, findet jede Menge Plattformen und darüber wiederum unzählige Angebote. Über 2000 verschiedene Einrichtungen unterstützen Studierende auf dem Weg zum Abschluss, heißt es auf der Webseite der Initiative Elternkompass.

Christina Lehmann ist Referentin dieser kostenfreien Stipendienhotline der Stiftung der Deutschen Wirtschaft. Sie erklärt, worauf es bei Auswahl und Bewerbung ankommt.

Was will ich eigentlich?

«Die Stipendienlandschaft ist sehr vielfältig», sagt die Expertin. Da müsse man genau schauen: «Was brauche ich eigentlich? Brauche ich nur eine Abschlussförderung, zum Beispiel, um die Masterarbeit zu schreiben, ohne nebenher zu jobben, oder wünsche ich mir Austausch und die größtmögliche ideelle Förderung?»

Wer sich über diese
Frage im Klaren ist, sollte sich als nächstes Gedanken über die eigene Persönlichkeit machen: Was bin ich für ein Mensch, was motiviert mich, was treibt mich an, was will ich mit meinem Studium erreichen? «Aus dieser Kombination an Fragen lässt sich die Suche dann eingrenzen», sagt Lehmann.

Am bekanntesten sind wohl die Stipendien der 13
Begabtenförderungswerke in Deutschland. Sie sind politisch, religiös, gewerkschafts- oder unternehmensnah geprägt. Die Rahmenbedingungen zur Förderung sind vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vorgegeben. «Das Besondere ist, man kann im besten Fall das gesamte Studium gefördert bekommen, und es gibt gleichzeitig finanzielle und ideelle Unterstützung», erklärt Lehmann. Auch Auslandsaufenthalte und Praktika werden unterstützt.

Für Bewerbung Zeit einplanen

Es gebe aber genug andere Stipendien, etwa das
Deutschlandstipendium: «Es wird von den Universitäten vergeben und ist meist auf zwei oder drei Semester beschränkt, lässt sich aber mit dem Bafög verbinden.» Viele kleinere Stiftungen haben Programme, die sich etwa an bestimmte Personengruppen richten, zum Beispiel an Menschen mit Migrationshintergrund oder mit Handicap.

Für die Bewerbung sollten Studierende genügend Zeit einplanen. «Man kann zwar sagen: Es ist nie zu spät, sich noch für ein
Stipendium zu bewerben», so Lehmann. Selbst für das letzte Semester könne man sich noch fördern lassen – «aber auch das sollte man im vorletzten Semester wissen.»

Am besten sei es, sich schon vor Studienbeginn mit dem Thema auseinanderzusetzen. «Viele Stipendiengeber wünschen sich ehrenamtliches Engagement oder sehen es als essenzielles Kriterium.» Wer sich frühzeitig kümmert, könne das – wie andere Voraussetzungen – noch nachholen. Dabei sei immer zu beachten, dass die Bewerbungsfristen zum Teil nur einmal im Jahr sind.

Die 12-Monats-Regel

Die Faustregel lautet daher: «12 Monate, bevor man plant die Förderung zu bekommen, sollte man mit der Bewerbung beginnen.» Das sei dann «mit ganz viel Puffer» gerechnet, sagt Lehmann. Spätestens sechs Monate vor Ablauf der Frist ist es Zeit, sich um das Zusammenstellen der Unterlagen zu kümmern.

Die formellen Kriterien für die Bewerbung finden Studierende in der Regel auf der Webseite der jeweiligen Stiftung. Auch die Unterlagen reicht man meist online ein. «Hier empfiehlt sich für den Überblick eine Checkliste zum Abhaken», sagt Lehmann.

Neben Abschlusszeugnis und Leistungsübersicht erwarten Stipendiengeber meist ein Motivationsschreiben. «Es gibt online ganz viele Beispiele», sagt Lehmann und warnt gleich: «Da muss man wirklich aufpassen, dass man nicht in die Allgemeinsätze fällt.» Sie rät im Schreiben präzise und persönliche Aussagen über sich selbst zu treffen: Warum bewerbe ich mich, warum genau soll es diese Stiftung sein, was habe ich schon geleistet und was kann ich mit der Förderung der Stiftung erreichen?

Daneben spiele vor allem die Struktur eine Rolle, das sei wie beim Anschreiben für einen Job auch. Und: «So banal es klingt, mehrere Leute sollten das Schreiben noch einmal gegenlesen.»

Fotocredits: Florian Schuh
(dpa/tmn)

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