Berlin – Wie Hochschulpolitik genau funktioniert, ist nicht nur Erstis oft ein Rätsel. Das Engagement von Studierenden in der Hochschulpolitik ist aber wichtig, um die Grundlagen für Studium, Lehre und Forschung zu verbessern.

Über die studentische Selbstverwaltung können Studierende ihre Angelegenheiten verwalten und Interessen vertreten – meist gibt es die Fachschaften, das Studierendenparlament (Stupa) und den Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta). In vielen Bundesländern ist ein Zusammenschluss aller eingeschriebener Studierenden gesetzlich vorgeschrieben – auch Verfasste Studierendenschaft genannt.

Das Stupa wird direkt von den Studierenden gewählt – meist einmal im Jahr. Es ist das höchste beschlussfähige Gremium der Studierendenschaft. Es verabschiedet unter anderem den Finanzplan. Das Stupa beschäftigt sich nicht mit allen Themen im Plenum, sondern kann einzelne Aufgaben in Ausschüsse geben. Einer davon ist der Asta, der meist für ein Jahr vom Stupa gewählt wird. Oft bietet der Asta eine Rechts- und Sozialberatung an, organisiert politische Veranstaltungen und kümmert sich etwa um das Semesterticket.

«Vieles, was der Asta macht, geschieht für einen Großteil der Studierenden im Hintergrund», sagt Konstantin Korn vom Dachverband der Studierendenvertretungen fzs. «Es steht nirgendwo: Hey, du hast so viele Prüfungsversuche, weil du eine gute Interessenvertretung hast.» Die mangelnde Sichtbarkeit sei ein Grund dafür, dass die Beteiligung bei Wahlen oft sehr gering ausfalle.

An der Gestaltung der Hochschule können Studierende im Fachschaftsrat mitwirken, meist Fachschaft genannt. Die Interessenvertretung der Studierenden veranstaltet zum Beispiel Erstsemestereinführungen, berät rund ums Fach, sammelt Skripte und Altklausuren oder organisiert Partys oder Filmabende.

Im Fakultätsrat sind Studierende und Lehrende gemeinsam organisiert. Dieser wählt zum Beispiel den Dekan, der die Fakultät oder den Fachbereich leitet. Auch im Senat, dem höchsten Hochschulgremium, beschließen Studierende und Lehrende gemeinsam etwa die Einführung, Änderung oder Aufhebung von Studiengängen oder Fachbereichen sowie den Haushalt der Hochschule. In manchen Fällen unterscheiden sich die Interessen der beiden Gruppen, in anderen Fällen verfolgen sie ähnliche Ziele – etwa beim Thema Personal- und Raumausstattung erleben Studierende und Lehrende «unmittelbar die Auswirkungen von fehlenden Stellen und mangelhaften Räumlichkeiten und Lehrmitteln», sagt Stefanie Busch von der Hochschulrektorenkonferenz.

Die Beteiligungsrechte der einzelnen Gremien sind unterschiedlich stark – je nach Landeshochschulgesetzen und Grundordnung der Hochschulen. Auch die Größe der Hochschule hat Einfluss auf das System. «An kleinen Hochschulen werden die Vertreter meist direkt gewählt, an größeren Hochschulen gibt es eher Listen», erklärt Korn.

Wer sich während des Studiums in der Hochschulpolitik engagiert, kann davon auch über das Studium hinaus profitieren. «In der Hochschulpolitik lernt man, was man als Führungskraft im Job braucht», sagt Jutta Boenig, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung. Etwa die Fähigkeit, verschiedene Meinungen zuzulassen und die eigene diplomatisch zu formulieren. Im Austausch mit hierarchisch Höherstehenden werde man selbstsicher. Erfahrung in der Projektkoordination und die Fähigkeit, Themen souverän zu präsentieren, schätzen auch zukünftige Arbeitgeber.

Fotocredits: Jens Schierenbeck
(dpa/tmn)

(dpa)