Hätte ich mal einen Blick in die Uni geworfen, bevor ich mit dem Studium loslegte! Hätte ich mal intensiver die Vorlesungsverzeichnisse gelesen, mich in Seminare reingesetzt und Studierende befragt! Wahrscheinlich wäre mir dann einiges erspart geblieben.

Aber ich war zurückhaltend und hatte noch zuviel Respekt vor der Einrichtung Universität. An meinem ersten Tag an der Uni war ich auf dem Weg zum Immatrikulationsamt um mir Informationen zu besorgen. Dabei begegnete ich lauter beschäftigt hastenden Menschen, die allesamt nicht nur wahnsinnig intelligent aussahen, sondern mir schon auf einen Kilometer Entfernung ansehen mussten, dass ich keine von ihnen war. So dachte ich. Im Nachhinein weiß ich es natürlich besser, kein Mensch interessierte sich für mich, die Uni war groß und anonym. Damals jedoch hätte ich einfach mehr auf Entdeckerreise gehen sollen. Dann hätte ich vielleicht vorher schon mitbekommen, dass Neuere Deutsche Literatur nicht die Literatur der letzten 50, sondern der letzten 300 Jahre thematisiert, mit einem Schwerpunkt auf den (mir verhassten) 300 Jahre alten Themen. Ich hätte entdeckt, dass das Institut meines Nebenfaches vom Aussterben bedroht ist und in der Bibliothek noch nicht einmal ein Computer steht. Und vielleicht hätte ich mich die ersten drei Semester nicht ständig in den Gängen der Uni verirrt.

Nach Jahren des Studiums bin ich nun eines Besseren belehrt. Damit es aber nicht jedem so gehen muss, gibt es so genannte Schnupperangebote in vielen Unis in Deutschland. Die sollten alle StudienanfängerInnen auf jeden Fall nutzen! Auch die Erstsemestertage der einzelnen Fachrichtungen sind sehr zu empfehlen. Dort kann man nicht nur alle dummen Fragen stellen, die man sich später nicht mehr zu fragen getraut. Meistens knüpft man dort auch Kontakte, die das ganze Studium über halten. Im späteren anonymen Unialltag ist es dann oft viel schwerer neue Kontakte zu schließen. Also an alle StudienanfängerInnen: Macht es nicht so wie ich, seid neugierig und aufdringlich! Probiert euch aus und denkt immer daran, dass die meisten höheren Semester nur ein Bruchteil so intelligent sind, wie sie sich immer geben…