Berlin – Wer frisch an der Hochschule startet, ist erstmal mit vielen Unbekannten konfrontiert: eine neue Stadt, die erste eigene Wohnung, viel neuer Stoff. Experten geben Ratschläge, wie Studierende mit Startschwierigkeiten am besten umgehen:

«Eigentlich weiß ich gar nicht so genau, was ich machen will»:

«Tu, wofür du brennst, geh nach deiner Neigung», sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. «Selbst wenn es Ägyptologie in Marburg ist.» Es bringe nichts, ein Studium aus der Erwartungshaltung anderer anzufangen – seien es die Eltern, Großeltern oder gesellschaftliche Zwänge. «Sonst stecken Sie in einem BWL-Studium fest, obwohl Sie eigentlich Slawistik machen wollten.» Er rät zu einer Portion Grundoptimismus – von Ängsten, etwa vor Arbeitslosigkeit, sollten sich angehende Studierende nicht leiten lassen.

Ebenfalls keine gute Idee: sich aus Verlegenheit einfach irgendwo einzuschreiben. «Wenn ich noch gar nicht das gefunden habe, was ich machen will, hat das keinen Sinn», sagt Dorothee Fricke, Referentin im Projekt Nexus der Hochschulrektorenkonferenz. Eher sollte man in einem solchen Fall spezielle Orientierungsstudiengänge der Universitäten und Fachhochschulen nutzen.

Wer am gewählten Studiengang schon zu Beginn Zweifel hat, sollte Grob zufolge versuchen, innerhalb eines Semesters zu klären, was er wirklich will. «Man darf einmal scheitern, das ist keine Schande.» Wer sich quält, sollte nicht länger als nötig bleiben. Auch Sorgen zur Studiendauer kann Stefan Grob ausräumen: «Wer die Regelstudienzeit überschreitet, dem fault keine Hand ab». Es sei nicht schlimm, zwei Semester länger zu brauchen. «Wir sind schließlich alle Menschen.»

«Hilfe, ich komme beim Stoff nicht hinterher»:

Wer frisch von der Schule an die Uni oder Hochschule kommt, muss sein Lernen umstellen. Denn das Lernen an der Hochschule sei auf ein ganzes Semester angelegt und von wesentlich mehr Eigenmotivation getragen, erklärt Ronald Hoffmann von der Studienberatung der Uni Hamburg. So gilt es, eine Strategie zu finden, mit der neuen Freiheit an der Hochschule klarzukommen. «Wenn man die ganze Vorlesung über am Handy daddelt, wird kein Professor sagen: Herr Meyer, legen Sie das Ding weg!» Selbstmanagement ist daher ein erster Schritt zum Erfolg.

«Ich habe keine Ahnung, welche Fächer ich belegen soll»:

Angehende Studierende müssen ihren Alltag ganz neu strukturieren und selbstständig klarkommen. Wer schon in der Schule Probleme beim Thema Selbstorganisation hatte, für den kann die erste Zeit an der Hochschule «ein kleiner Schock» sein, sagt Catrin Grobbin. Sie arbeitet als Coach und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychologie der Universität Hamburg. «Irgendwann merkt man, dass man mit den Nachtschichten nicht mehr hinkommt.» Am besten kümmern sich Neulinge, die zum Chaos neigen, schon frühzeitig um Hilfe.

Um den Stundenplan für das erste Semester zusammenzustellen, lohnt es, sich an fortgeschrittene Studierende zu wenden. Die haben meist einen guten Überblick, wann und in welcher Reihenfolge Seminare und Vorlesungen zu belegen sind. «Und natürlich sollte man die Einführungs- und Orientierungsangebote nutzen», legt Grobbin nahe.

«Ich kenne hier nichts und niemanden»:

Der Start an der Hochschule ist unübersichtlich. «Da sollte man sich nicht verrückt machen lassen», rät Grobbin. Mit ein bisschen Neugier bekommen Erstis schnell mit, wie der Hase läuft. «Geh überall hin, wo es Infos gibt», sagt Stefan Grob. Und: «Frage die Menschen Löcher in den Bauch» – egal, ob es darum geht, wo ein Seminarraum ist oder was es in der Mensa zu essen gibt.

«Man darf auch Heimweh haben», sagt Grob. Ein Studium bedeute schließlich Abnabelung. Damit beginne das Abstreifen der letzten Hüllen von zu Hause und gleichzeitig der Aufbau eines neuen Netzwerks. Und nirgends sei das so einfach wie an der Hochschule, da sind sich die Experten einig.

Fotocredits: Felix Kästle,Kay Herschelmann,Anja Burmeister-Timpe,Katja Inderka
(dpa)

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