Eigentlich ist es frustrierend: Eine unverfänglicher Konversationsversuch mit dem oder der Hübschen am Mensatisch wird schulterzuckend mit dem Vertiefen in die Tageszeitung beantwortet. Nach dem Seminar rennen alle potentiellen netten Personen wie die Irren raus, nach Hause in die Bibliothek oder zum Nebenjob. Alles wird per Mail geregelt, die Uni ist meistens anonym: Einmal jemanden Nettes getroffen, kann es sein, dass man ihn zwei Semester lang nicht mehr wieder trifft. Es scheint unmöglich jemanden an der Uni kennenzulernen. Trotzdem finden immer mehr Studierende ihren Partner fürs Leben an der Uni – woran liegt das?

Der Professor Blossfeld aus Bamberg untersuchte in seiner Studie zum Einfluss des Bildungsniveaus bei der Partnerwahl tausende Lebensverläufe von Männern und Frauen in 13 Ländern. Dabei stellte er fest, dass sich junge Leute immer häufiger an der Hochschule kennen lernen.

Das hat mehrere Gründe: Zum einen ist die Bildungsexpansion in den 60ern und die somit auch steigende Frauenquote der Auslöser. Zum anderen gibt es ganz pragmatische Gründe: Eine Partnerschaft mit jemandem, der in Sachen Alter, Bildung und Interessen ähnlich tickt, hat größere Erfolgschancen. Auch wenn solche Argumente vielleicht vordergründig keine Rolle spielen, sind sie doch ein wichtiger Beweggrund. Der höhere Grad an Übereinstimmung von Werten und Bedürfnissen erleichtert vieles im Alltag. Je höher die Bildungsstufe ist, desto mehr ähneln sich auch die Kontaktkreise.
Soll heißen: Die Uni ist eigentlich der ideale Ort zum Flirten, allem Anschein zum Trotz. Wie man das dann allerdings im wahren Leben bewerkstelligen soll, ist eine ganz andere Frage. Doch in den USA zum Beispiel haben sich Dozenten dieses Problems erbarmt und so werden an der University of Sioux Falls im US-Bundesstaat South Dakota Beziehungsseminare zum Thema „Finding Dates Worth Keeping“  angeboten. Hier werden von Beziehungstherapeuten konkrete Beziehungstipps in Seminarform verabreicht, die man sich sogar als Credits anrechnen lassen kann.
Ich würde mal sagen: Schnell nachher noch in die Mensa oder zur Fachschaftsparty und einen zweiten Versuch wagen –  Es scheint sich ja doch zu lohnen!

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