Braunschweig – Für die Entscheidung, an die Technische Universität Braunschweig zu wechseln, hat Lasse Wyremba sich drei Monate Zeit genommen. «Ich wollte mir ganz sicher sein, um am Ende nichts zu bereuen», sagt der 22-Jährige.

Drei Semester hatte er bereits Internationale Betriebswirtschaftslehre in Wien studiert. Doch das Leben dort war ihm zu teuer, das Studium entsprach nur in Teilen seinen Wünschen und Fähigkeiten. «Ich wollte meinen Schwerpunkt eher auf das Bauwesen legen, aber den Wirtschaftsteil nicht vernachlässigen, das ging in Wien nicht», erinnert sich Wyremba. So suchte er nach Alternativen und wurde in Braunschweig fündig.

An einer Uni, die ganz anders war als die, die er bisher kannte. Der riesengroße Unineubau in Wien und die alte, kleine Uni in Braunschweig, «das war ein krasser Unterschied», sagt Wyremba. Trotzdem entschied er, noch einmal neu zu starten, als Student zum Wirtschaftsingenieur mit dem Schwerpunkt Bauwesen. Er kam zunächst bei einem Freund unter und suchte sich dann vor Ort eine Wohnung. Fast die Hälfte seiner bisher erbrachten Prüfungsleistungen konnte sich Wyremba anerkennen lassen. «Ich würde mich trotzdem immer erst fragen, ob es wirklich nötig ist, zu wechseln», sagt der 22-Jährige. «Und ich würde möglichst viele Leute um Rat fragen, andere Studenten und Professoren, viele Meinungen einholen», ergänzt er.

Wer sein Studium an einer anderen Universität fortsetzen möchte, sieht sich vielen Fragen gegenüber. Als Erstes gilt es herauszufinden, wo der eigene oder ein ähnlicher Studiengang überhaupt angeboten wird. Schon an dieser Stelle tauchen immer wieder Probleme auf, weiß Christine Rennert, Leiterin des Immatrikulationsamts der Technischen Universität Dresden. «Es ist heute nicht mehr so einfach festzustellen, welche Studiengänge gleich sind. Manchmal heißen sie gleich, weichen aber inhaltlich stark voneinander ab. Genauso kann es sein, dass Studiengänge unterschiedlich bezeichnet werden, aber inhaltlich gleich ausgerichtet sind», erklärt Rennert. Wenn möglich, sollten Studenten deshalb einen Hochschulwechsel erst zum Master in Erwägung ziehen, empfiehlt Rennert.

Wer dennoch während des laufenden Studiums wechseln will oder muss, sollte sich rechtzeitig informieren, ob der Studiengang an der gewünschten Universität zulassungsbeschränkt ist. Ein Wechsel ist im Fall einer Zulassungsbeschränkung nur möglich, wenn auch entsprechende Studienplätze frei sind. Wie hoch die Chancen auf Zulassung in diesem Fall sind, kann das Immatrikulationsamt oder das Studentensekretariat der gewünschten Universität am besten beantworten, sagt Rennert. Auch der Gang zum Prüfungsamt ist sinnvoll, um zu erfragen, welche der bisher erbrachten Studienleistungen und Fachsemester angerechnet werden können.

In jedem Fall gilt: «Es ist sinnvoll, sich rechtzeitig, noch vor Beginn der Bewerbungsfrist zu erkundigen», sagt Rennert. Häufig nehme allein die Bearbeitung der Anträge auf Anrechnung der bisher erbrachten Prüfungsleistungen viel Zeit in Anspruch.

Sich einen Zeitplan zu machen, mit allen Terminen und Abgabefristen rund um den Uniwechsel, empfiehlt daher Christiane Stolz. Sie ist Studienberaterin an der Leibniz Universität in Hannover und weiß: «Es gibt kein einheitliches System, jede Universität hat ihre ganz eigenen Modalitäten.» Deshalb sollten wechselwillige Studenten frühzeitig in Erfahrung bringen, wie die Studieninhalte und Studienumstände an der neuen Universität sind. Müssen etwa Hausarbeiten geschrieben werden oder Klausuren, enthält der Studiengang praktische Elemente oder einen verpflichtenden Auslandsaufenthalt? All das lässt sich vorab erfragen.

Ganz individuell ist ebenfalls der bestmögliche Zeitpunkt für einen Wechsel. Manche Studiengänge seien zu Beginn sehr verschult, so dass ein Quereinstieg nur schwer möglich ist, erklärt Stolz. Bei Studiengängen mit mehr Variationsmöglichkeiten sei es hingegen einfacher, möglichst früh einzusteigen. Besonders wichtig: «Sich dennoch an der bisherigen Universität für das kommende Semester zurückzumelden», sagt Stolz. Es gäbe keinen Automatismus, den gewünschten Studienplatz tatsächlich zu bekommen. «Ich muss mir also auch Gedanken machen, was ich tue, wenn es nicht klappt», so Stolz.

Ist der Zulassungsbescheid im Briefkasten, stellen sich viele Studenten die Frage, wie sie am geschicktesten in das Studium einsteigen. Wer wechselt, hat nicht – wie Erstsemester – Einführungs- und Informationsveranstaltungen im Semesterplan. Stattdessen muss er die Universität auf eigene Faust erkunden.

Helfen kann dabei die jeweilige Fachschaft, sagt Stolz. Anschluss zu finden sei besonders wichtig, findet die Expertin, denn nur so könne man auf «studentisches Insiderwissen», das es an jeder Universität gibt, zugreifen. Um inhaltlich schnell ins Studium einzusteigen, empfiehlt die Studienberaterin, das Gespräch mit der Fachberatung des jeweiligen Studiengangs zu suchen. Die Dozenten könnten anhand der bereits erbrachten Leistungen am besten Auskunft darüber geben, wie der Einstieg ins Studium am geschicktesten gelingt.

Fotocredits: Oliver Berg
(dpa/tmn)

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