Karlsruhe – Es beginnt mit einer Idee. Sie ist irgendwann da und geht nicht mehr weg. Kreist durch den Kopf, wird verworfen, wieder aufgenommen, weiterentwickelt. So beginnen wohl die Geschichten der allermeisten Start-ups.

Doch bei Martin Trenkle und seinem Unternehmen Campusjäger war das anders: «Am Anfang stand der Wille zu gründen. Danach erst haben wir nach Ideen gesucht», erinnert sich der Junggründer. Mit «wir» meint er sich und seine Mitstreiter Jannik Keller und Matthias Geis.

Sie grübelten an Ideen herum und entdeckten eine Marktlücke in der Automatisierung des Personalvermittlungsmarktes. Kaum hatte das Studium begonnen, wurden die Erstsemester zu Gründern. Ihr Plan: Das Studium des Wirtschaftsingenieurwesens erfolgreich abschließen und nebenbei Start-up-Luft schnuppern.

Egal ob aus purem Gründungswillen oder wegen einer guten Idee: Wer sich selbstständig machen will, dem bietet ein Studium besonders gute Voraussetzungen. Das finanzielle Risiko der Gründer ist gering, sie haben kaum Verbindlichkeiten – dafür aber viele Freiheiten und häufig eine hohe Bereitschaft, Neues auszuprobieren.

Hinzu kommt: Selten lassen sich Wissenschaft, Erfahrungen und Beratung so effizient verbinden wie auf einem Hochschulcampus. «Es ist sinnvoll, das Netzwerk der Hochschule zu nutzen, mit Kontakten zu Professoren und Studienbegleitern, aber auch zu Berufskammern und entlang der eigenen Marktbranche», sagt Jürgen Wager von der Industrie- und Handelskammer Schwaben.

Wager berät Studierende rund um die Unternehmensgründung. Ein wichtiger Tipp: sich auch den administrativen Hintergrund eines Unternehmens bewusst machen. Buchführung, Gewerbeanmeldung, Gewinnermittlung, Krankenversicherung – bei diesen Grundlagen fehle den Studierenden häufig die Expertise und Erfahrung.

Auch Cindy Stern vom Gründungs- und Innovationszentrum der Universität Oldenburg sagt: «Alle gründungswilligen Studierenden haben etwas gemeinsam: Sie wissen häufig nicht genau, was man als nächstes macht, und dann ist es gut, aus der Erfahrung anderer zu lernen.» Vernetzung lautet ihr Stichwort: «Es ist ratsam, nicht im stillen Kämmerlein zu bleiben, sondern sich mit anderen auszutauschen.»

Grundsätzlich spreche nichts gegen eine Unternehmensgründung als Studierender, sagt auch Stern: «Es ist eine Doppelbelastung, aber in der Regel kann man beides gut verbinden, wenn der Studierende aus fachlicher Expertise heraus gründet.» Im Idealfall schaffen es Gründer-Studenten sogar, die Abschlussarbeit mit dem eigenen Gründungsthema zu verbinden – und schlagen so zwei Fliegen mit einer Klappe.

Eine gute Idee ist dabei nicht alles. Wichtiger noch sei das Gründungsteam, sagt Prof. Simon Werther von der Hochschule der Medien in Stuttgart: «Mit wem würde ich gerne gründen? Wer ergänzt meine Kompetenzen? Darauf würde ich das Augenmerk legen.» Gute Ideen gebe es viele. Doch erst sie umzusetzen und hartnäckig zu verfolgen, macht eine echte Gründung aus.

Martin Trenkle hat sich daran gehalten. Heute beschäftigt sein Unternehmen fast 40 Mitarbeiter. Er selbst studiert noch immer, im neunten Semester. «In den ersten zwei Jahren habe ich das Studium noch voll durchgezogen. Ich habe die Klausuren mitgeschrieben, war aber nie in der Uni», erinnert er sich. Tagsüber arbeiten, abends für Klausuren lernen – «das hat die ersten zwei Jahre funktioniert, dann wurde es zu viel.» Heute schreibt Trenkle nur noch halbjährlich Klausuren, aber abschließen möchte er das Studium in jedem Fall.

Fotocredits: Benedikt Saretz,Sandra Göttisheim,Sandra Göttisheim,IHK Schwaben,Uni Oldenburg,Laura Bruckner
(dpa/tmn)

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